Edgewood Part 1

Es war ein wunderschöner Samstagmorgen an diesem 07. Oktober 2017 am Postill Lake, als ich aus dem Fenster meiner kleinen Hütte schaute und den frisch gefallenen Schnee sah. Ich fühlte mich kurze Zeit wie ein kleines Kind, welches gerade den ersten Schnee des Jahres erblickte. Ich bin mir sicher, ihr kennt dieses Gefühl auch.
Wie auch immer. Nach dem Frühstück, es gab mal wieder Oats,(Haferflocken) zu einem Brei zubereitet mit frischen Pflaumen in einer Honig- Zimt- Mischung als Grundlage, packte ich dann leicht wehmütig, diesen wundervollen Flecken Erde verlassen zu müssen, meine Sachen und räumte sie in mein Auto. Die ausgeliehene Axt gab ich noch an der Rezeption ab und telefonierte im w-lan Bereich mit meiner Mum, um zu sagen das alles gut war und schon fuhr ich weiter zu meinem nächsten Ziel Edgewood.

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Blick auf die Berge von Jutta´s Grundstück

„Wo zum Teufel liegt Edgewood und wen kennst du denn bitte da“? Ja das fragten mich selbst die Einheimischen Kanadier. Nun Edgewood liegt ungefähr 200km östlich von Kelowna, Richtung Rocky Mountains. Dazwischen kommt noch ein Gebirgszug, der sich Kootenays nennt. Wobei sich das Gebirge vom Arrow Lake, im Westen bis zum Kootenay National Park im Osten erstreckt. Edgewood ist eine von vielen kleineren Ortschaften, welche direkt am 230km langen Arrow Lake liegen. Von Kelowna aus ist die Ortschaft nur über eine Fähre zu erreichen. In Kanada ist das Straßennetz nicht so gut ausgebaut wie bei uns in Deutschland, deswegen dauern die 200km auch ungefähr 2,5h mit dem Auto. Wenn man Pech hat und die Fähre nicht rechtzeitig erreicht, dann kann sich die Fahrzeit auch auf 3h ausdehnen, denn die Fähre fährt bloß jede halbe Stunde.
Ersten Teil der Ausgangsfrage hätten wir somit geklärt. Nun wen kenne ich da…bis zu dem Zeitpunkt der Anreise, niemanden. Doch ich hatte natürlich vorher schon Kontakt zu der Person wo ich das Kanadische Thanksgiving Wochenende verbringen wollte. Die aufmerksamen Leser unter euch, bin mir sicher, dass ich nur aufmerksame Leser habe, werden sich sicher noch an Alexandra aus meinem letzten Beitrag erinnern. Wie ihr ja wisst traf ich sie auf der Fähre von Vancouver Island nach Vancouver und wir hatten uns damals super unterhalten. In diesen Gesprächen, erwähnte Alex auch u.a. ihre Mutter Jutta, welche sich nach der Einwanderung schließlich in Edgewood niederließ.
Alex berichtete mir, dass Jutta ein Bed & Breakfast betreibt und demzufolge gerne Gäste aufnimmt. Ich hatte damals schon gedacht, dass das vielleicht eine Option für meinen weiteren Reiseverlauf nach Kelowna wäre und so schrieb ich auch gleich Jutta über Facebook an und fragte sie, ob es möglich wäre das Thankgiving Wochenende bei ihr zu verbringen. Schließlich wollte ich ja auch einmal ein richtiges Nordamerikanisches Erntedankfest, wie es in Deutschland heißt miterleben.
Nach ein paar Tagen bekam ich dann auch eine Zusage von Jutta und sie freute sich, dass ich ihre Tochter auf der Fähre kennengelernt hatte. Ich war mal wieder von der Einfachheit hier im Land überwältigt und freute mich sehr über die Zusage.
Ich kam dann ca. gegen 14.00Uhr in Edgewood an und war gleich von der Abgeschiedenheit, sowie Jutta´s Lebensweise beeindruckt. Jutta ist 70 Jahre und bewirtschaftet ihr Anwesen ganz alleine, da ihr Mann, Dale 2013 nach kurzem Krebsleiden verstarb. Wie ich schon einmal erwähnte betreibt sie über ihre Tätigkeit als Schriftstellerin hinaus noch ein Bed & Breakfast, mit 2 Hütten im Wald, in denen dann die Gäste übernachten.
Des Weiteren nennt sie noch einen online Store ihr Eigen. In diesem bietet sie ihre selbstgemachten Fotografien an und lässt sie auf verschiedene Sachen, u.a. Shirts und Tassen drucken und verkauft sie dann. Als wäre das alles für eine Frau ihres Alters nicht schon Beschäftigung genug, muss sie natürlich auch noch den Haushalt schmeißen. Was in ihrem Fall gar nicht so einfach ist, ohne zentrale Wasser- und Wärmeversorgung. Als Heizung für das ganze Haus dient nämlich ein wood stove (Holzofen), welcher natürlich rund um die Uhr mit Holz versorgt werden möchte, zumindest im Winter. Dieses Holz stapelt sich auch nicht von alleine unter das Holzdach. Bei dieser Sache erhält sie wenigsten Unterstützung. Ein Geschäftspartner ihres verstorbenen Mannes hilft ihr jedes Jahr mit dem Holz sägen und aus dem Wald zu ihrem Haus bringen. Oder es kommt mal ein freundlicher Reißender wie ich vorbei und hilft ihr beim spalten/ haken der großen Klötze. Denn das ist eine meiner Hauptaufgaben während meines Aufenthaltes hier. Die Frischwasserversorgung wird über eine Leitung zu einem nahegelegenen Bach sichergestellt. Das einzig technische in ihrem Haushalt ist der Warmwasserheizer und die Waschmachine. Der Herd zum kochen wird natürlich mit Propangas betrieben.
Ihr seht also, das Leben in der kanadischen Einöde ist nicht einfach und man muss sich zu helfen wissen. Was ich aber eigentlich nicht schlecht finde, denn das sind alles Kenntnisse die in unserer technologisch, sterilen Welt mit der Zeit verloren gehen.
Wo war ich stehen geblieben… Ach ja, ich kam also an diesem schönen Ort an und Jutta sagte mir im Vorhinein schon, dass sie eigentlich nicht viel übrig hatte für Thanksgiving. Aber, nett wie sie nun mal ist, hatte sie was für mich arrangiert. Es fand im Dorf in der Community Hall, was bei uns sozusagen der Gemeindesaal ist, ein traditionelles Thangsgiving Essen statt. Frank ein guter Freund von ihr ging zufällig zu jenem Event und da fragte sie ihn kurzer Hand, ob er mich denn nicht mitnehmen könne. Natürlich hatte Frank nichts dagegen und ich durfte in den Genuss meines ersten Thanksgiving kommen. Dazu ist noch zu sagen, dass die Kanadier diesen Feiertag nicht zusammen mit den US Amerikanern feiern. Bei denen ist dieses Fest erst Ende November. Dies ist nur ein Beispiel für unterschiedliche Ansichten zwischen beiden Ländern. Allgemein lassen sich die Kanadier nicht gerne mit ihrem ungeliebten südlichen Nachbarn vergleichen. Was zum einen an der äußerst fragwürdigen Politik der USA, als auch an der zum Teil primitiven und überheblichen Einstellung vieler Bürger der Vereinigten Staaten liegt. Kurz gesagt man mag sich nicht sonderlich. Vielleicht liegt es auch daran, dass Kanada einfach besser Eishockey spielt, als die USA. Denn die besten Spieler der NHL(National Hockey League) kommen nun mal aus dem True North, dem wahren Norden. Was aber nur eine Interpretation meinerseits darstellt.

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Thanksgiving Hauptgang

Zurück zum Essen. Anfangs war mir doch ein wenig Unwohl zumute, da ich den Altersschnitt schon beträchtlich nach unten korrigiert habe an diesem Tag. Es war gefühlt das ganze Dorf versammelt was fast nur aus alten Menschen bestand. Mein Unwohlsein legte sich jedoch schnell, denn die Menschen, speziell Frank, waren sehr an meiner Integration interessiert und wir hatten tolle Gespräche, das ein oder andere Glas Bier und ein wundervolles Essen. Auf dem Nachhauseweg schaute Frank nochmal bei seinem Baby, wie er selber sagte, der örtlichen freiwilligen Feuerwehr vorbei und zeigte mir stolz deren Löschanhänger, welcher bei einem Einsatz an einen privaten Pick-up angehängt werden muss, da es kein Zugfahrzeug dafür gibt. Ich habe bewusst Pick-up erwähnt, da es hier selten Fahrzeuge eines anderen Typs gibt. Es fährt einfach jeder einen, auch Frauen. So Kleinwagen wie bei uns in Deutschland sieht man sehr selten und einen Combi habe ich hier noch nie gesehen. So etwas verkauft die nordamerikanische Autoindustrie glaub gar nicht.

Frank fuhr mich dann „nach Hause“ zu Jutta, es war schon dunkel und der Gedanke gleich hoch in den Wald zu gehen, wo sich meine kleine Gasthütte befand, betrübte mich etwas. Zuvor ging ich jedoch nochmal zu Jutta ins Haus, um ihr von meinem Erlebnis zu berichten. Ich duschte dann noch schnell und machte mich danach, ausgestattet mit Kopflampe und Messer für den Ernstfall, nach oben in mein beschauliches Schlafgemach. Der Weg nach oben ist zwar nicht lang aber dafür recht steil und treibt den Puls kurzweilig nach oben.

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Cabin von inne

Drinnen angekommen, war ich doch dann ziemlich froh, nach dem langen Tag endlich ins Bett gehen zu können. Dieses Gefühl im Wald bei all den Tieren zu übernachten, war schon sehr erhaben.
Am nächsten Morgen weckte mich das grässliche Geheul der Kojoten gegen 05.00Uhr. Ich konnte zum Glück noch einmal einschlafen, aber gegen halb 7 war dann die Nacht auch vorbei. Ich machte noch mein Morgenyoga bevor ich dann runter zu Jutta ins Haus ging, um mit ihr zu frühstücken. Sie bereitete einen köstlichen Haferbrei (Porridge) zu und dazu einen leckeren Kaffee. Was will man mehr um kraftvoll in den Tag zu starten. Die brauchte ich auch, denn danach war Holzhacken angesagt. Unsere Vereinbarung war nämlich, dass ich ihr im Haushalt helfen würde und im Gegenzug, nicht den vollen Betrag für Essen und Unterkunft bezahlen müsste. Mit einer ähnlichen Vereinbarung hatte ich zwar kürzlich in Kelowna nicht so eine gute Erfahrung gemacht, aber bei Jutta war alles anders. Sie erledigte fast alles selber und wollte gar nicht, dass man ihr hilft, so hatte ich den Eindruck.

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Jutta´s Haus

Währenddessen ich mich mit Axt und Spaltgerät austobte, bereitete Jutta schon das Mittagessen vor. Nach dem Mittagessen führte sie mich dann ein wenig im näheren Umland von Edgewood herum. Wir fuhren mit dem Auto zu verschiedenen Spots. Sie zeigte mir einen Wasserfall, wir wanderten am Ufer des Arrow Lakes entlang, bis wir dann schließlich an dem von ihr bezeichneten „Geheimtipp“ ankamen. Einem kleinen Ausläufer des Arrow Lakes mit einem wunderschönen Sandstrand. Diesen nutzen Jutta und Dale immer als Ausgangspunkt für ihre Kanutouren mit den Gästen des Bed & Breakfast.

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Arrow Lake

Ja und so ging dann auch langsam der zweite Tag an diesem Thangsgiving Wochenende zu Ende. Am nächsten Tag hieß es nach dem Mittagessen, dann auch schon wieder Abschied nehmen, denn schließlich musste ich bis zum nächsten Tag knapp 700km bis nach Calgary absolvieren. Diese Strecke wollte ich nicht auf einmal fahren, da solche Entfernungen in Kanada etwas länger dauern als in Deutschland. Das Autobahnnetz ist nicht so gut ausgebaut wie daheim, von daher muss man längere Strecken Landstraße fahren und dann gibt es immer noch die Geschwindigkeitsbegrenzungen, welche nur auf Highways über 90km/h hinaus gehen. Ich hatte mir ungefähr die Hälfte der Strecke als Ziel gesetzt.

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Zapfsäule mit manuellen Freigabehebel

Nun gut, Jutta und ich tranken dann noch einen Kaffee zusammen, bevor es dann hieß, Abschied nehmen. Dieser viel uns aber nicht schwer, da wir beide wussten, dass ich wieder kommen würde. Ich fragte sie nämlich, ob ich nach meinem 3 wöchigen Road Trip, noch einmal wiederkommen dürfe. Denn ich musste ja noch ca. 2,5 Wochen überbrücken, bevor ich dann meine Winterarbeit in Lake Louise antreten konnte.
Dann setzte ich meinen Weg weiter fort Richtung Calgary.

Kelowna

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Blick von der St. Hubertus Weinkellerei

Die Anreise nach Kelowna war etwas beschwerlich, 22h Tour mit dem Greyhound Bus waren nicht gerade angenehm, jedoch haben die Landschaft und die Gesellschafft unterwegs für die lange Reisezeit entschädigt. Neben der atemberaubenden Szenerie Vancouver Islands, inklusive Fährüberfahrt nach Vancouver Downtown und weiter ins Landesinnere, traf ich an der Bushaltestelle in Tofino auf Alexandra.
Diese Begegnung sollte sich noch sehr zu meinem Vorteil heraus stellen. Alex, wie sie sich selber vorgestellt hatte, war eine sehr nette aufgeweckte Frau, die auch, wie ich für die Saison in Tofino gearbeitet hat und an dem Tag auf dem Heimweg nach Nelson war.
Ich half ihr mit ihrem sehr schwerem Gepäck und wir kamen, wie für Kanada üblich sehr schnell ins Gespräch. Wie sich heraus stellte war Alex die Tochter einer deutschen Einwanderin, welche vor ungefähr 35 Jahren von Deutschland den Sprung über den großen Teich wagte und sich mit ihrem damaligen Lebensgefährten und der kleinen Alex in British Columbia niederließ.
Alex konnte sogar noch ein paar Sätze deutsch sprechen und mehr noch verstehen und wir hatten eine gute Reise nach Kelowna bzw. Vernon, wo sie den Bus verließ. In Vernon angekommen, verabschiedeten wir uns dann für´s erste und ich musste noch eine Stunde auf den nächsten Bus nach Kelowna warten.
In Kelowna kam ich dann um die Mittagszeit an und meine Gastgeberin stand auch schon mit ihrem Auto bereit zur Abholung. Sie war oberflächig nett zu mir und als wir dann in ihrem dekadenten Anwesen ankamen, staunte ich erst einmal nicht schlecht. Ein riesen Grundstück und Haus wartete auf mich inklusive Pool, eigenes Zimmer mit King size Bett(2,20m. x2,0m.oder so), riesigem Kühlschrank usw. Die Gastgeberin, welche den Namen Janet trug, führte mich ein wenig herum aber überließ mich relativ schnell den anderen Arbeitern, wovon es inkl. mir an dem Tag noch zwei andere gab. Der eine, dessen Name ich schon wieder vergessen habe, zeigte mir dann alle für mich wichtigen Dinge und stellte mir dann auch Verena vor. Mit Ihr, sie war auch eine Deutsche, sollte ich dann die nächsten 4 Wochen zusammen den Haushalt schmeißen und alle sonstigen arbeiten, die anfielen, erledigen.
Verena und ich waren ein gutes Team, haben uns gut verstanden und hatten eine super Zeit bei unseren Gastgebern Janet und ihrem Lebensabschnittsgefährten Rainer. Falls ich es noch nicht erwähnt hatte, arbeitete ich auf dieser Farm ohne Geld zu verdienen. Ich habe im Gegenzug keine Miete und nichts für die Verpflegung bezahlen müssen. Was, so dachte ich ein guter Deal wäre, jedoch gibt es wie überall schwarze Schafe und böse Menschen. Gerade bei solchen Menschen, wie sich nach ungefähr 4 Wochen herausstellte, war ich in Kelowna gelandet.
Es tut mir auch leid für euch Leser, dass ihr jetzt so einen negativen Beitrag lesen müsst, aber wer mich kennt, der weiß dass ich jemand bin, der mit seiner Meinung nur schwer hinterm Zaun halten kann und ich einfach gerne und schonungslos Tatsachen ausspreche. Und Tatsache war, dass die Zeit in Kelowna bzw. bei den dortigen Leuten einfach im Gesamtbild nicht positiv war. Naja aber man muss im Leben auch immer mal negative Erfahrungen machen, damit man gestärkt aus ihnen heraus gehen kann.
Nun fragt ihr euch wahrscheinlich was passiert war. Da das aber etwas den Rahmen sprengen würde erzähle ich euch lediglich die Kurzfassung. Die Situation (arbeiten für freie Kost & Logis) nutzten die Gastgeber schamlos aus, indem ich praktisch rund um die Uhr mit einfach allem beschäftigt war.
Im Vorfeld hatten Janet und ich uns über E-Mail und später sogar Whatsapp ausgetauscht, was die Rahmenbedingungen (Arbeitszeit, freie Tage, anfallende Arbeiten usw.) dieser Übereinkunft angeht. Das heißt sie erklärte mir alles und ich dachte mir, „das hört sich ganz gut an“ , aber wenn man sich später nicht daran hält, kann das unter Umständen für eine Seite nicht so schön sein. Ich gehe jetzt nur auf das wichtigste ein (es waren noch viel mehr Dinge).
Am Anfang hieß es, dass ich 5-6h am Tag arbeiten muss und das von Montag- Freitag. Samstag und Sonntag wären frei. Perfekt, dachte ich. Da bleibt ja noch genug Zeit für Hobbies und Region zu erkunden, was man in einem anderem Land zweifellos machen möchte und was meiner Meinung nach auch das wichtigste auf so einer Work & Travel Reise sein sollte. Als ich dann jedoch dieses Thema nach 2 Tagen ansprach und Janet mir daraufhin zu verstehen gab, dass man in dem ersten Monat lediglich den Sonntag frei hat und im zweiten Monat dann erst der Samstag dazu kam, war ich ja schon das erste Mal innerlich sehr verärgert. Als ich dann noch erfahren musste, dass man als Arbeiter an Arbeitstagen auch noch alle Mahlzeiten zubereiten muss, viel ich fast vom Glauben ab.
An sich habe ich mit kochen, backen und grillen ja keine Probleme. Diese Dinge sind ja sogar zu meiner Passion geworden, aber 1. war das im Vorfeld nie zur Sprache gekommen und 2. hieß das, dass ich, wenn meine eigentliche Arbeitszeit Nachmittags gegen 15.00, 16.00Uhr zu Ende war, ich danach nicht einfach in die Stadt konnte und über das Abendessen hinaus dort bleiben konnte, da ich selbiges ja für die Herrschaften zubereiten musste.
Nun gut, nicht schön wenn man sich nicht an Absprachen hält, aber ich will mal das Beste daraus machen, dachte ich. Aber alles in allem hat es bei diesen Leuten einfach nicht gepasst. Es war nicht alles schlecht. Ich habe neue Dinge gelernt, z.B. sich um Hühner zu kümmern, das Bedienen eines Holzspaltgerätes und Minitraktor fahren. Die Gastgeber haben Verena und mich auch mitgenommen in die Stadt oder sie haben mit uns Ausflüge gemacht, aber eben nie alleine. Ich war sozusagen immer auf Abruf und das gab mir das Gefühl gefangen zu sein, da ich zu der Zeit noch kein Auto hatte und nicht einfach weg konnte wenn es mir zu viel wurde. Das einzige was mir wirklich Spaß gemacht hat, war mit meinem neu gekauften Rennrad zum CrossFit zu fahren und mich richtig austoben zu können.

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Mein Rennrad

Was ich aber ohne Verenas Hilfe auch nicht so einfach machen konnte, denn sie hat in der Zeit, ich war da gute 3h unterwegs (je 20km Hin-und Rückweg) das Abendessen zubereitet. Ein dickes Dankeschön und lieben Gruß an dieser Stelle an dich Verena. Ach ja und einen fetten Gruß an die Community von CrossFit Okanagan, habe mich sehr wohl bei euch gefühlt.
Wenn ich jetzt so an Kelowna zurück denke, dann habe ich leider zuerst ein ungutes Gefühl, da sich das negative Erlebnis so festgesetzt hat, was eigentlich sehr schade ist, denn das Okanagan Valley, wozu Kelowna gehört, ist eine sehr schöne Region. Es gibt zahlreiche Läden und Wochenmärkte wo Erzeugnisse aus der Region verkauft werden, wie Äpfel, Pfirsiche, Kirschen, Blaubeeren und Kürbise. Es werden verschiedenste Sorten von Bieren und Cider (Fruchtweine) aus regionalen Zutaten gebraut und die Lebensqualität ist ebenso wie die Grundstückspreise und Mieten sehr hoch. Einheimische vergleichen Kelowna schon fast mit Vancouver, was die Lebenshaltungskosten angeht, was wiederum vergleichbar mit München in Deutschland ist. Des Weiteren ist Kelowna auch eins von 2 Weinanbaugebieten in ganz Kanada. Weinproben gehen hier jedoch nicht so gemütlich von statten wie in Deutschland.
Was bleibt mir zu meiner zweiten Destination in meinem Kanadajahr noch zu sagen…Ich werde auf jeden Fall wiederkommen, schon alleine weil ich mein Fahrrad noch abholen muss, bevor ich wieder heim fliege. Das durfte ich in der CrossFit Box meines Vertrauens abstellen, denn es ist zwar bereits in einer Transportbox, fertig für den Rückflug verpackt, hat aber beim besten Willen nicht mehr in mein Auto gepasst. Ja ich habe mir bevor ich Kelowna verließ noch eben ein Auto gekauft. Es gehörte den beiden Arbeitern, die meine Nachfolger auf der Farm waren. Die beiden wollten es verkaufen und ich dachte mir, bevor du jetzt die ganze Zeit mit dem Bus durch so ein riesiges Land reißt, dann bist du lieber flexibel und kaufst dir für einen schmalen Taler ein Auto.

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Ford Explorer

Er hatte beim Kauf zwar schon 316000km auf der Uhr, aber er läuft noch sehr gut. Durch die immensen Entfernungen in Kanada, ist es eher als Normalität anzusehen ein Auto mit so vielen Kilometern zu besitzen. Hoffentlich hält er noch solange bis ich ihn nicht mehr benötige.

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Den letzten Tag, bevor ich mich dann auf das nächste Ziel meiner Reise begab, verbrachte ich noch in der Natur und zwar in der Postill Lake Lodge am gleichnamigen Postill Lake, hoch oben in den Bergen über Kelowna. Dieser Tag war einfach nur Genuss für meine Seele nach den letzten Wochen. Ich hatte eine eigene Holz Cabin im Wald inkl. Ofen, Elektrizität und einen Gasherd. Ich konnte sogar mein eigenes Feuerholz mit der Axt schlagen, was ich natürlich gleich mit einer Sporteinheit verbunden hatte.

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Natur pur

Ach ja das Aufwärmen dafür war übrigens eine halbstündige Tour im Ruderboot auf dem See.
Abends machte ich mir dann noch ein kleines Mahl auf dem Herd, bevor ich schließlich noch einen Film auf dem Laptop schaute und dann in der gefühlt 40°C warmen Hütte nur schwer zum schlafen kam. Der Ofen funktionierte noch ganz gut.
In der Nacht wachte ich dann auf als ich, so wie ich dachte, Regentropfen die auf das Dach niedergingen hörte. Doch als ich am nächsten Morgen aus dem Fenster schaute, traute ich meinen Augen kaum.

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Plötzlicher Wintereinbruch Anfang Oktober

Da staunte ich nicht schlecht. Naja der Schnee taute dann im laufe des Vormittags und ich machte mich dann auf meinen Weg nach Edgewood, B.C.

 

Ucluelet

An den nächsten beiden Wochenenden war ich jeweils in Ucluelet, oder von den Ortansässigen auch liebevoll „Ukee“ genannt. Dieses beschauliche Fischerdorf, welches auf der gegenüberliegenden Seite Tofinos, auf der Tofino-Ucluelet Peninsula(Halbinsel) liegt, ist genau 37km von Tofino entfernt. Jedoch, muss ich sagen, weitaus ruhiger als sein bekannterer Nachbar.

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die Ortschilder sind doch mal eine Augenweide;)

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Vielleicht fragt ihr euch an dieser Stelle wie ich auf die andere Seite der Halbinsel gekommen bin, ohne Auto. Es gab für mich an dem ersten Wochenende zwei Möglichkeiten, entweder ich fahre mit dem Bus oder das Rad. Da ich mir sowieso mal ein Rad ausleihen wollte und ich das dann gleich mit einem Workout verbinden konnte, wählte ich natürlich die aktive Variante;)

Natürlich sollte es nicht irgend eins sein, es sollte sich schon von der Masse abheben. Ich entschied mich dann für ein Fat Bike. Für die, die so etwas nicht kennen, ein Fat Bike ist eine Art Mountain Bike, nur mit dickeren Reifen und meist ohne Federgabel. Dieses Vorhaben war in der Praxis dann doch schwieriger als ich angenommen hatte. Ich wusste ja, dass es durch die dicken Reifen anstrengender sein würde als ein „normales“ Rad, aber da ich ja relative gut im Saft stehe, traute ich mir diesen Ritt ohne weiteres zu.

So weit so gut. Mir war klar, dass es vielleicht nicht verkehrt sein würde, sich vor der Fahrt noch mit der ein oder anderen Power Nahrung einzudecken. So stattete ich dem kleinen Lebensmittelladen gegenüber vom Fahrradverleih, noch einen Besuch ab. Mit Banane und überdeminsionalen Müsliriegel bewaffnet, ging es dann schließlich ab auf die Piste. Nach den ersten paar Kilometern, wusste ich schon was das für ein langer Tag auf dem Bike werden würde. Nach ungefähr 15km, kam ich am Surfer Hot Spot Long Beach vorbei und entschied mich kurz zu halten und ein paar Fotos zu knippsen. Nach einigem herum Kramern in meinem Rucksack bemerkte ich, dass mein Portmoneé nicht aufzufinden war. Das darf doch nicht war sein, dachte ich mir. Sofort stieß mir der kleine Lebensmittelladen in den Sinn. Ich konnte es eigentlich nur dort liegen gelassen haben. Nach kurzem überlegen, fasste ich den Entschluss mich auf den Rückweg zu begeben. Es war sehr ärgerlich, da ich zu diesem Zeitpunkt bereits fast die Hälfte der Strecke hinter mir hatte. Aber es nützte ja nichts. Schließlich ist das Portmoneé ja der wichtigste Wertgegenstand. Naja, was man nicht im Kopf hat, hat man in den Beinen. Und dieses Sprichwort traf hier zu 100% zu. Am Lebensmittellden angekommen, wartete der Verkäufer schon glücklicherweise mit meiner Geldbörse auf mich und war froh, dass ich zurückgekommen bin. Na und ich erst, sagte ich zu ihm und bedankte mich auch gefühlte 5 mal, dafür dass er es zurückgelegt hatte. Ich war so ein Glückspilz, im Englischen übrigens lucky dog oder lucky devil genannt, dass ich vollmotiviert wieder in die Pedalen trat und nach 1,5h Verzögerung wieder an meinem Startpunkt war und der ganze Weg immernoch vor mir lag:(

Plötzlich realisierte ich erstmal, dass ich am Ende dadurch satte 30km mehr auf der Uhr haben würde. Ehrlich gesagt dachte ich eine halbe Sekunde lang daran, einfach in Tofino zu bleiben und den Tag zu genießen. Aber ich genieße nunmal auf meine Art und aufgeben liegt nicht in meiner Natur. Von daher verwarf ich diesen Gedanken sehr schnell wieder, schließlich hatte ich mich ja im Vorfeld eingehend über das Ziel meiner Reise informiert und wollte unbedingt den berühmten Leuchtturm von Ucluelet sehen.

Die Fahrt zog sich dann doch sehr, aber nach ca. 2h hatte ich mein Ziel dann schließlich erreicht. Schon am Ortseingangsschild wurde mir klar, das muss ein besonderer Ort sein. Mir gefiehl es auf Anhieb besser als in Tofino, allein schon wegen der weniger Menschen. Darüber hinaus besitzt der Ort irgendwie mehr Charme und Gelassenheit als sein berühmterer Nachbar. Wie auch immer, der Lighthouse Trail lag ganz am Ende des Ortes direkt an der Küste. Der Wanderweg ansich war keine große Herausforderung, lediglich 2,5km lang, aber schließlich hatte ich ja schon gut 50km auf dem Rad in den Knochen. Als ich an den Rückweg dachte, wurde mir ganz anders.

Aber erstmal genoss ich den wunderbaren Ausblick auf den Pazifik mit seiner rauen Küstenlinie den ganzen Weg entlang.

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Nach der Hälfte des Weges etwa zeigte sich der Leuchtturm. Ich hatte mir ihn zwar ein wenig größer vorgestellt, aber er war trotzdem sehr schön anzusehen.

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sdr

Aufgrund der vielen Schiffe, welche hier an der Westküste Vancouver Islands zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf Grund liefen, wurde dieser Leuchtturm errichtet. Der ganzen westlichen Küstenlinie entlang verunglückten über einhundert Schiffe, was diesem Gebiet schließlich den Namen Graveyard of the Pacific (Friedhof des Pazifik) einbrachte.

Nach wenigen Minuten war ich dann auch wieder am Parkplatz, wo ich mein Rad festgemacht hatte angelangt. Es war zu diesem Zeitpunkt bereits nach 16.00Uhr und ich wollte, bevor ich mich auf den knapp 2 stündigen Rückweg machte, noch stärken. Die Lokalität habe ich mir vorher aus meinem Lonely Planet Reiseführer herausgesucht.   Das habe ich in der Vergangenheit schon oft gemacht und wurde noch nicht enttäucht.

Jedoch war ich noch ein wenig früh dran, denn Hanks öffnete erst 17.00Uhr. Kurzentschlossen machte ich mich dann auf den Weg zum nächstgelegenen Souvenir Shop und schaute mich ein wenig um. Schließlich waren es noch ein paar Minuten bis um 5 und ich ging noch schnell zum Hafen und genoss den Ausblick.

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sdr

In der Kneipe bestellte ich dann eine deftige Portion Rinderbrust (Brisket) mit Kartoffelbrei und roten Bohnen;) Dazu ein Bier und ein Apfelwein (Cider).

Nach dem Essen machte ich mich dann auf den Rückweg. Es war schließlich schon halb 7 Abends und ich hatte ja noch gute 36km vor mir:(

Da einen der Rückweg ja meistens nicht solange vorkommt, wie der Hinweg und das war zum Glück auch hier der Fall, war es, trotz Abendessen im Bauch doch sehr erträglich und ich erreichte die Unterkunft in Tofino noch bevor es dunkel wurde. Am Ende bin ich an diesem Tag ziemlich genau 102km Rad gefahren. Und das auf so einem Bike mit solch fetten Reifen. Wenn ich recht überlegte war ich noch nie zuvor 100km mit irgendeinem Rad gefahren:)

Die nächsten Tage erwartete ich einen riesen Muskelkater in den Beinen, er blieb jedoch aus, erstaunlicherweise. Das folgende Wochenende entschied ich mich noch einmal nach Ukee zu gehen, da ich es dort so toll fande und ich noch den West Coast Trail wandern wollte. Diesmal ließ ich das Bike jedoch lieber stehen und fuhr mit dem Bus hinwärts. Unter der Woche erzählte ich meinem Arbeitskollegen Cale von meinem Vorhaben und er war sofort begeistert und wollte mich begleiten. Nur leider musste er an diesem Samstag arbeiten. Das Gute war allerdings, dass er Frühschicht hatte und diese 15.00Uhr zu Ende war. So blieb für ihn noch genug Zeit, mit seinem Auto nach Ukee nach zukommen, sodass wir den Trail gemeinsam absolvieren konnten.

Ich vertrieb mir die Zeit derweil mit flanieren, shoppen und Essen gehen, bis dann schließlich Cale kurz nach 16.00Uhr, am vorher vereinbarten Treffpunkt eintraf. Da ich mir keine kanadische SIM-Karte für mein Handy holen wollte, war ich immer auf eine stabile W-lan Verbindung angewiesen, welche sich in Kanada an fast jeder Ecke finden lässt. Das heißt aber auch, dass man die Leute nicht eben mal anrufen kann wie in Deutschland. Deshalb muss man sich ganz altmodisch, wie früher, manchmal Treffpunkte im vorhinein ausmachen.

Wir machten uns auch gleich auf zum Anfang des Trails (Wanderweg). Wundert euch bitte nicht, dass ich oft die englischen Begriffe benutze, das kommt einfach automatisch wenn man sich in einem anderen Land befindet und die Sprache lernen möchte;)

Der Trail war nicht sehr lang (um die 5km), aber wir brauchten dafür trotzdem ungefähr anderthalb Stunden. Lag natürlich an der atemberaubenden Landschaft…naja vielleicht auch an dem ein oder anderen Getränk;)

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Cale genießt den Ausblick

Zum Schluss des Trails kamen dann noch die Ancient Cedars. Das sind mehrere 100 Jahre alte rote Zedarholzbäume, welche es nur in Nordamerika gibt.

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Einfach nur riesig diese Bäume

Wir genehmigten uns dann noch ein gemeinsames Abendessen in Ukee bevor wir dann gemeinsam den „Heimweg“ nach Tofino antraten.

Ja das waren dann auch meine meine ersten 6 Wochen in Kanada. Am darauf folgenden Wochenende (Samstag) zog ich dann weiter nach Kelowna. Vorher verabschiedete ich mich natürlich bei meinen Arbeitskollegen und neu gewonnenen Freunden, standesgemäß mit einem Abschiedsabend in einer Cocktailbar in Tofino. Alles in allem kann ich sagen, dass ich noch nie so nette und entspannte Arbeitskollegen gehabt hatte wie die Leute in Tofino.

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Oli, Cale & ich an unserem letzten gemeinsamen Abend

Danke euch Oli, Cale, Evan, Jordan, Paula usw. Es war eine tolle Zeit mit euch:)

 

 

 

Campingausflug nach Taylor Arm

Das zweite Wochenende begann mit dem obligatorischen Waschnachmittag am Freitag. Ich hatte am Freitag Frühschicht, so konnte ich mich nach einem Kaffee nach der Arbeit ganz der Hausarbeit hingeben. Ich lebe ja hier in einer Gemeinschaftsunterkunft mit ungefähr 40 Leuten und da muss man mit unter schnell sein und jeder Gelegenheit nutzen um an eine leere Waschmaschine zu kommen. Es stehen nämlich insgesamt nur 2 Waschmaschinen und 3 Trockner zur Verfügung, wobei auch nur einer davon richtig funktioniert.

Nun denn, da an diesem Wochenende noch der von allen mit Freude erwartete Campingausflug vor der Tür stand, musste ich mir noch einen Schlafsack und eine Isomatte kaufen. Das Zelt stellte mir freundlicherweise mein Arbeitskollege und Kumpel Cale zur Verfügung, denn dieser würde erst am Montag anreisen, wo ich eigentlich wieder zurück sein sollte (dachte ich zumindest). Im Arbeitsplan stand, dass meine Campingtage der Sonntag und Montag sein würden. Es konnten nicht alle gemeinsam zelten, da der Arbeitsbetrieb auf dem Campground, der Middle Beach und Cox Bay Lodge sichergestellt werden musste. Die zwei Lodges hatte ich noch nicht erwähnt. Dies sind zwei kleinere Hotels direkt am Strand, wo auch Leute aus der Gemeinschaftsunterkunft arbeiten. Größtenteils Frauen, oder besser Mädchen, dem Alter und Benehmen entsprechend;)

Ich hatte ja schon einmal angedeutet, dass es manche hier nicht so ernst nehmen mit der Sauberkeit, aber bei den Weibern (meist die aus Quebec u. Ontario) kommt ja noch das Benehmen dazu. So unterhalten die sich ganz freundlich mit dir, aber wenn sie untereinander sind, dann wird rumgeschrien und rum gerülpst. Das ist eine ganz andere Mentalität, sag ich euch.

Am Samstag morgen machte ich mich dann in die Stadt, um mir die zwei besagten Campingsachen zu besorgen. Da ich mich eine Weile hier in dem Land aufhalten und ich wahrscheinlich nicht nur einmal campen werde, dachte ich mir kaufst du lieber nichts billiges aus dem ansässigen Baumarkt. Denn ihr wisst ja, wer günstig kauft, kauft meist doppelt oder dreifach und kommt am Ende auf den gleichen Preis;) Ich entschied mich dann für einen Schlafsack der bis zu -10°C geeignet ist und eine normale Isomatte.        Am Sonntag Nachmittag sollte es dann endlich los gehen, zum Campingplatz. Ich war bei Nick im Auto eingeplant. Nick kommt aus Neuseeland und ist ein feiner Kerl. Nach seiner Zeit in Tofino will er nach Vancouver gehen und da in einem Rugby Team spielen. Jedoch musste er an dem Sonntag noch bis 16.30Uhr arbeiten, sodass sich unsere Abfahrt noch bis ca. 17.30Uhr hinauszögerte, da Nick noch etwas eingekauft hat und tanken musste. Ach ja ich hab euch ja noch gar nicht erzählt wo das Campen stattfinden sollte. Der Campground lag ungefähr 100km entfernt. Wir mussten wieder in Richtung Port Alberni (da wo ich her gekommen war) fahren und kurz davor, an dem wunderschönen Sproat Lake gelegen der Taylor Arm Campgrond.

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Ein eher spärlich ausgestatteter Platz ohne alles, außer Wasser und Plumpsklo:)     Wasser jedoch auch nicht aus der Leitung, sondern von einer alten Brunnen-Handpumpe. Ich fande das nicht schlimm, denn so kam wenigstens richtiges camping feeling auf. Mal zwei Tage kein Smartphone und wi-fi, herrlich!

Nachdem wir nun nach ca. 1,5h Fahrt endlich am Ziel waren hieß es Rucksack ausladen und Zelt aufbauen. Letzteres sollte sich jedoch als gar nicht so einfach heraus stellen, da die Erdnägel in dem steinigen Boden einfach nicht ihren Weg in die Erde finden wollten. Es hatte auch niemand einen Hammer, sodass ich entschied, die Nägel einfach weg zu lassen. Es war ein an dem Tag sehr schönes Wetter und keine Wolke am Himmel zu sehen, deswegen war auch kein Wind zu erwarten.

Nach getaner Arbeit war ersteinmal Ankommen angesagt, würde mein Englischlehrer  der Technikerschule Gotha, Herr Dr. Jürgen Poch jetzt sagen. Den ich hiermit herzlichst Grüße. Also nahm ich meinen Ananassaft (100% Fruchtanteil) aus dem Verpflegungspaket und genehmigte mir gleich mal zwei Becher. Ja ihr habt richtig gelesen, es gab kein Bier, da es dieses schom am Vorabend gab:) Da bei diesem Camping weitestgehend Leute dabei waren, welche ich nicht kannte, wollte ich mich erstmal von meiner besten Seite zeigen:)

Es war auch schon recht spät und ich fragte mich wann nun endlich mal der extra herbei geschaffte Gas-Deckelgrill zum Einsatz kommen würde. Ich hatte nämlich mächtig Hunger und wer mich kennt, weiß dass ich da schnell nervös werden kann;) Circa 20..30Uhr wurde dann endlich mal der Grill angeworfen und wir konnten unser Burgerfleich und Hot Dogs grillen. Ja die Kanadier mögen es meist einfach und das BBQ wird nicht so zelebriert wie bei den US Amerikanern. Die Brötchen für das Fleisch hatten wir selber mitgebracht. Diese waren auch Inhalt des bereits angesprochenen Verpflegungspaketes. Dabei handelte es sich um 4 Burger-und 2 Hot Dog Brötchen, auf zwei Tage verteilt. Das Fleisch war vor Ort und wurde von den „Betreuern“ mitgebracht. Jedoch war es logistisch, meiner Meinung nach nicht logisch geregelt. Denn am zweiten Abend, als bereits die nächsten Teilnehmer eintrafen, waren die Burger Paddies schon aufgebraucht. Das war ich von meiner Bundeswehrzeit anders gewohnt, denn es war ja bekannt wieviel Leute an zwei Tagen da waren und wie viele Brötchen jeweils in den einzelnen Paketen waren. Diese dann multipliziert mit der Anzahl an Leuten und man hätte genug Fleisch für zwei Tage gehabt. Wieder ein Beispiel für deutsche Gründlichkeit:) Wie auch immer, für mich war diese Art von Essen eh nicht optimal, aber es waren ja nur 2 Tage. Naja wenigstens gab es frischen Salat und geschnittene Zwiebeln dazu, zumindest am ersten Tag. Ich wollte auch nicht zu viel Kritik üben, denn es war schließlich kostenlos:) Ein kleiner Bonus vom Arbeitgeber sozusagen. Das ganze sollte auch dem allgemeinen Kennenlernen dienen, schließlich kommt es durch die Aufenthaltsdauer der Arbeiter, welche bei jedem unterschiedlich ist zu einem ständigen Wechsel. Dadurch wird solch ein Camping auch einmal im Quartal durchgeführt.

Nach dem Essen fühlte ich mich auch recht schnell müde und ich suchte alsbald mein Zelt auf. Vorher war ich natürlich noch Zähne putzen:)

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Am nächsten morgen erwachte ich dann mal wieder recht früh, da meine Zelt leider auf der Sonnenseite aufgebaut war. Ja in einem Zelt wird es sehr schnell recht warm bei direkter Sonneneinstrahlung. Aber egal, die Erkenntnis, dass ich doch eine dickere Isomatte hätte kaufen sollen, ließ mich sowieso nicht gut schlafen (Hüftschmerzen).

Nun ja, da ich ja im Vorfeld über die Verpflegungssituation unterrichtet wurde, hatte ich natürlich vorgesorgt. Da mir klar war, dass es kein extra Frühstücksangebot geben würde und ich auch nicht gleich nach dem Aufstehen einen Burger oder Hot Dog braten wollte, hatte ich mir in weißer Voraussicht eine Schüssel voll Haferflocken eingepackt;) Jetzt brauchte ich nur noch heißes Wasser zum herstellen eines leckeren Haferbreies.

Auf dem Weg zur Toilette kam ich u.a. an dem Auto von Colton vorbei, welchen ich am Vorabend bereits beim Abendessen kennen lernen durfte. Colton war gut ausgestattet und hatte jede Menge Camping Ausrüstung in seinem Wagen. Darunter auch einen Gaskocher. Also fragte ich höflich ob ich vielleicht ein wenig heißes Wasser für meine Oats (Haferflocken) bekommen könnte. Er sagte natürlich nicht nein und bot mir sogar noch einen Kaffee an. Na einwandfrei, dachte ich mir und frühstückte zusammen mit ihm. So startete der Tag ja schon mal sehr gut, aber es sollte noch besser werden.

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Nachdem ich ein wenig gelesen hatte und es bereits Mittagszeit war entschieden wir uns runter an den Sproat Lake zu gehen. Dazu musste man circa 10 Minuten zu Fuß gehen, dabei die Hauptstraße überqueren und eine Böschung hinunter gehen. Der See war einfach traumhaft. Das Wasser war herrlich warm und ich entschied mich eine Runde zu schwimmen, während die meisten sich auf ihren Luftmatratzen dahin treiben ließen. Natürlich hatte ich an meine Schwimmbrille gedacht. Ungefähr 100-200m ragte eine kleine Insel aus dem See. Auf dieser Stand ein Haus mit einem Steg zum anlegen. Ein Traum, dachte ich, da muss ich hin. Ich konnte mit meiner Brille den Grund des Sees erblicken, so klar war das Wasser. Am Steg angekommen verließ ich das Wasser und genoss ein wenig das Panorama. Ich blieb ein paar Minuten liegen und ließ mich von der Sonne bräunen. Ich war erstaunt, dass niemand von den Eigentümern kam und mich fragte was ich auf seinem Grundstück zu suchen habe. Woanders wäre bestimmt schon lange jemand gekommen und hätte mich verjagt, jedoch nicht so in Kanada:)

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Herrliches Panorama
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Champ hatte auch Spaß am kühlen Nass

Aber vielleicht war einfach niemand zu hause, es war ja schließlich Montag. Dennoch war ein Boot an einem anderen Steg festgemacht. Ach wer weiß, ich blieb einfach liegen und nach ein paar Minuten sprang ich mit einem beherzten Kopfsprung wieder ins Wasser und schwam zurück ans steinige Ufer. Colton hatte seinen Hund mit, der den Namen Champ trug. Ein guter Junge, wenn auch ein wenig penetrant was das betteln beim Essen anging. Er war ziemlich groß und daher ragte er mit seiner Schnauze, beim Sitzen auf der Bank an das Essen ran. Wenn ich nicht so aufmerksam gewesen wäre, hätte er bestimt den ein oder anderen Hotgog verschlungen.

Essen war dann auch das Stichwort. Nach der Anstrengung und dem Sonnetanken am See war es Zeit für Lunch. Im Nordamerikanischen nennt man so die Zeit von Mittag bis Nachmittag, an der das Mittagessen eingenommen wird. Das schließt das bei uns bekannte Kaffeetrinken 15.00Uhr mit ein. Es war dann schon kurz vor drei Uhr und der Grill wurde wieder angeworfen. Danach war ich dann so müde, dass ich für einen kleinen Nap (Mittagsschlaf) im Zelt verschwand. Dieser dauerte dann doch bis halb sieben Abends und die ersten neuen Leute trafen ein. Darunter auch mein Arbeitskollege Cale, von dem ich ja bekanntermaßen das Zelt hatte. Ich ging davon aus, wie auch Cale, dass ich am Montag Abend wieder zurüch nach Tofino fahren würde, da ich ja am nächsten Tag um 10.00Uhr wieder arbeiten musste. Doch am Montag fuhr niemand zurück. Ich war aber nicht der einzige der am Dienstag arbeiten musste, deswegen wurde dann auch die Rückfahrt für den nächsten morgen 07.00Uhr von Nathan organisiert. Soweit so gut, dann war aber immer noch das Problem, dass Cale mit seinem Schlafplatz in seinem Zelt gerechnet hat. Es war nur ein Ein-Mann-Zelt, von daher konnten wir es uns nicht teilen. Cale hat sich dann bereit erklärt einen anderen Schlafplatz zu suchen, was mir unangenehm war und ich sagte“nein, es ist schließlich dein Zelt“. Aber er bestand darauf, dass ich es noch benutzen solle, was ich wieder als Ausdruck der außerordentlichen Gastfreundschaft der Menschen hier empfand.

Am Abend war dann wieder mal Party angesagt und diesmal nahm ich auch teil:) Cale, Nick und ein paar Mädchen entschieden uns dann nach ein paar Bier und einer Vodka-Ananassaft Mischung, kurzerhand noch einmal den See aufzusuchen. Es war zu dieser Zeit schon fast dunkel, jedoch blieben die Badesachen bei jedem an;)

Nach einer überaus lustigen und angenehmen Feier sucht ich dann, glaube ich, gegen halb 2 in der Nacht das Zelt auf (vorher natürlich noch Zähne geputzt).

Am nächsten Morgen musste ich dann Gott sei dank nur meinen Rucksack mit meinem Schlafsack und Isomatte zu Ende packen. Das Zelt musste ich nicht abbauen, da es Cale ja noch brauchte:)

In Tofino angekommen, machte ich mir erstmal ein vernünftiges Frühstück, in dem Wissen dass es ein harter Arbeitstag werden würde. Dieser zog sich dann auch wie Kaugummi bis 18.00Uhr hin, bis ich endlich Feierabend hatte. Ein überaus gelungenes Wochenende war somit vorüber.

 

 

Zweite Arbeitswoche

Diesmal begann ich die Woche mit der späten Schicht, bei der ich von 10.00Uhr-18.00Uhr arbeiten musste. Ich muss sagen, die Arbeitszeiten sind eigentlich ganz gut, wobei mir die frühe Schicht, die ab dieser Woche im übrigen 7 Uhr begann und 15 Uhr endete, besser gefällt. Denn bei der späten Schicht, muss ich Dinge wie z.B. Einkaufen, morgens erledigen. Aus dem einfachen Grund, da die Kaufhalle nur bis 19 Uhr auf hat, würde ich es somit nicht mehr rechtzeitig dorthin schaffen. Der Shuttle Bus fährt zwar jede Stunde, jedoch immer um dreiviertel. Naja morgens einkaufen bringt auch einen riesen Vorteil mit sich, da ist es nämlich noch ziemlich leer dort. Nun gut, da ich ja eh ein Frühaufsteher bin, kommt somit der vermeintliche Vorteil des länger Liegenbleibens auch nicht zum tragen. Egal, so kann ich wenigstens vor der Arbeit noch Sport machen:)

Die späte Schicht unterscheidet sich auch noch ein wenig in den zu erledigenden Arbeiten im Vergleich zur Frühschicht. Da fällt das Kloputzpensum wesentlich geringer aus. Dafür muss man mehr rumlaufen. In dieser Woche habe ich einen neuen Schrittrekord aufgestellt. Sage und schreibe 27500 Schritte habe ich an einem Tag gemacht. Das schafft man, indem man zuerst, alle Campsites (Stellplätze) die an dem jeweiligen Tag den Campingplatz verlassen, ablaufen und die Leute daran erinnern muss, dass sie bis um 11 Uhr auszuchecken haben. Danach schnappt man sich eine Sackkarre, auf der ein großer Mülleimer befestigt ist, Greifer, Laubbeßen und beseitigt besagte Campsites von allerlei Unrat. In einem vorangegangenen Beitrag habe ich euch ja bereits eine Karte des Campgrounds gezeigt und bei knapp 200 Sites, könnt ihr euch ja vorstellen wie lange das dauern kann. Natürlich sind es nie 200 an einem Tag, da ständig neue Campingverrückte anreisen, aber durchschnittlich 60 pro Tag sind es schon. Circa eine Stunde vor Feierabend muss man in dieser Schicht noch einmal die WC- Bereiche abgehen und ggf. Seife und Klopapier auffüllen. Die Waschbecken müssen ebenfalls nochmals gereinigt werden.

In dieser Woche traf ich auf eine Deutsche, ungefähr in meinem Alter, die auch ein Work & Travel Jahr macht. Sie war gerade mit ihrer Mutter unterwegs, die zu Besuch war. Man erkennt recht schnell, wenn man die Leute auf Englisch anspricht, dass manche keine Nordamerikaner sind. Speziell den deutschen Akzent hört man schnell heraus:) Nachdem diese Dame mich ungefähr 10min. von der Arbeit abhielt, traf ich auch gleich die nächsten Deutschen Bürger. Die Familie Leitzen aus Bonn. Das gibt es doch nicht, dachte ich. So weit von der Heimat weg und dann gleich 2 Deutsche an einem Tag. Es handelte sich um Eheleute. Er pensioniert und sie im öffentlichen Dienst mit 8 monatiger Auszeit vom Arbeitgeber. Die beiden reißten mit einem anderen deutschen Paar und 2 Wohnmobilen. Sie starteten in den USA und machten einen großen Bogen der Westküste entlang bis nach Kanada und wollten noch weiter bis Alaska. Ich bewunderte ihr Vorhaben sehr und beneidete sie auch ein wenig. In dem Alter noch sowas geniales unternehmen Respekt. Die Frau erzählte mir sogar, dass ihr Mann vor einem Jahr noch 2 Herzinfarkte hatte. Dann fühlte ich mich wieder in meinem Denken bestätigt, die Welt zu sehen und nicht immer nur an die Arbeit oder sonst was zu denken. Sondern einfach Leben. Man weiß nie wann wie viel Zeit man auf Erden hat.

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Ehepaar Leitzen
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Karte am Wohnmobil mit bereits besuchten Staaten
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Cockpit
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Kühlschrank
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Küchenbereich, hinten das Doppelbett

Dreist wie ich manchmal bin, ließ ich es mir natürlich nicht nehmen und fragte ob ich mal einen Blick in ihr Schmückstück werfen könne:) Das Wohnmobil hatten die beiden extra von Deutschland per Seeweg verschiffen lassen. Alleine das hat 7000€ gekostet. Die Frau war sehr nett und redselig;)

Ich war total begeistert von den beiden. Der Rest der Arbeitswoche verging wie im Flug. Hier habe ich noch ein paar Eindrücke vom Camoground für euch.

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funktioneller Dogde Ram (der kleine V8 5,7L Hubraum)
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Wohnhaus mit Slide out Funktion (mehr Platz)
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Anhänger können auch sehr praktisch sein
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Traumausblick
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Schattenseite

Das ist eines der Dinge, die mir an den Nordamerikanern nicht gefällt. Die Wegwerfmentalität. Pfandrückgabe kennen sie nicht wirklich. Es gibt Pfand, jedoch ist ihnen das wahrscheinlich zu umständlich, denn auch bei der Rückgabe werden, wie beim Kauf alkoholische von nicht alkoholischen Getränken getrennt. Das bedeutet, man kann Alkoholflaschen nur im Liquor Store abgeben und den Rest nur in Einkaufscentern. Ich habe mir aber sagen lassen, dass die Kanadier noch mehr auf Müll achten als die US-Amerikaner. Also ich für meinen Teil sammel immer alle Flaschen zum Abgeben. Die Frau an der Kasse beim letzten Einkauf hat ganz komisch geguckt als ich ihr meine leeren Wasserflaschen in die Hand drückte:)

Gut das war es dann mal von mir für heute. Man ließt sich. Grüße nach hause.

Cheers

Erstes Wochenende in Tofino

Es war Freitag der 07.07. als der Feierabend um 16.00Uhr Ortszeit und 01.00Uhr Deutscher Zeit- bereits Samstag, mein erstes Wochenende einläutete. Für die jenigen, die es noch nicht wissen, der Zeitunterschied zwischen mir und euch beträgt -9h geht man von der deutschen Zeit aus.

Nach drei Tagen Kloputzschicht und Zeitumstellung, war ich dann doch froh, die nächsten zwei Tage frei zu haben. Ich hatte Glück, dass mein Arbeitsturnus so günstig fällt, denn dadurch habe ich den für mich tollen Wochenrythmus mit arbeiten, von Mo-Fr und Sa und So frei. An meinen freien Tagen müssen dafür Cale und Oli arbeiten. Oli habe ich euch noch gar nicht vorgestellt. Er ist Engländer und ist bereits in seinem 2. Jahr Work & Travel. Ja den Engländern sowie Australiern, wovon es hier auch ein paar gibt, stehen insgesamt 2 Jahre Visum zur Verfügung. Oli ist super nett und einer von denen, der auch gleich auf mich zukam und sich vorgestellt hat. Er hat sich total an das Leben hier angepasst und schläft sogar lieber in seinem Auto als in einem Zimmer. Kann ich zum Teil sogar verstehen:)

So viel ersteinmal zu Oli. Wie gesagt es war Freitag Nachmittag. Was macht man da als Deutscher u.a., richtig einkaufen. Diesmal entschied ich mich, neben den normalen Lebensmitteln, was hier übrigens grocery heißt, auch erstmals den Liquor Store einen Besuch abzustatten. Liquor Store nennt man den Laden wo man alle Sorten an alkoholischen Getränken kaufen kann. In Kanada ist der Verkauf von Alkohol getrennt zu dem Verkauf aller anderen Lebensmittel, was ich persönlich gut finde, da dadurch bessere Kontrollen gewährleistet sind und es keinen Ärger an den Supermarktkassen gibt. Es darf nämlich hier auch erst mit 19 Jahren Alkohol gekauft werden, außer in den Provinzen Alberta, Manitoba und Quebec, wo dieß schon mit 18 erlaubt ist. Das ist wie ich finde eine bessere Regelung als in Deutschland.

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Nun denn. Vom unserem Wohnmobilurlaub mit Tim, Sebastian und Mathias, die ich hiermit herzlichst grüße, wusste ich ja schon was man trinken konnte und was nicht:) Die Entscheidung fiel auch diesmal nicht so schwer wie damals, aus dem reichhaltigen kanadischen Bierangebot das passende für mich zu finden. Ja ich bin wieder beim Steamworks Lager hängen geblieben. Einem guten Hersteller aus Vancouver mit vielen verschiedenen und zugleich sehr ausgefallenem Angebot. Die Jungs vom Vatertag werden es bestätigen können;) Aber diesmal wollte ich es lieber normal und nahm das Lager. Des Weiteren habe ich dann noch die Biersorten der regional ansässigen Tofino Brewing Co (Brauerei) entdeckt. Von diesem ich zwei 650ml Flaschen einpackte. Schönes Format im übrigen. So nahm ich also diese 8 Bierflaschen und bezahlte knapp 26$, was zu diesem Zeitpunkt etwa 17,50€ entspracht. Ja ihr habt richtig gelesen. In Kanada kann man definitiv nicht zum Alkoholiker werden. Und dann denken wir deutschen schon immer, uns geht es schlecht:) Wir sind definitiv zu verwöhnt.

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auch deutsches Bier ist hier teuer

So nun genug über Bier geschrieben. Die Frauen mögen es mir verzeihen:)

Zurück an der Unterkunft, machte ich dann zum ersten mal eine Waschmaschine voll. Eine Ladung kostet 2$ und der Trockner danach ebenfalls. Mit dem Ergebnis war ich jedoch durchaus zufrieden.

Am nächsten Morgen wachte ich mal wieder gegen 05.30Uhr auf. Ich kann, selbst wenn ich frei habe nie lange schlafen. Finde ich auch gar nicht schlimm, denn so hat man mehr Zeit den Tag zu genießen, besonders an diesem schönen Fleck Erde, wie hier. Ich machte mich also mit Rucksack und Sportklamotten auf zum Strand.

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Sonnenaufgang am Strand

Wenn ich immer von Sport am Strand spreche, dann meine ich damit leider nicht schwimmen, denn das ist in dem nicht gerade sehr warmen Pazifischen Ozean, ohne Neoprenanzug (wet suit) nicht lange möglich. Nein mein Training beschrängt sich nur auf Körpergewichtsübungen, mit und ohne Schlingentrainer und Laufen. (für die älteren ostdeutschen Leser, rennen:)  Normalerweise laufe ich alles andere als gerne, aber hier an so einem wundervollen Strand ist das was anderes.

Mein Ziel für den Samstag morgen war allerdings ein Frühstück mit vernünftigen Kaffee und danach Lebensmittel einkaufen. Ich machte mich vorher bei Bennet, auch ein Deutscher, der mit der gleichen Organisation reißte wie ich, schlau ob es denn einen Wanderweg vom Middle Beach nach Tofino gibt. Ja den gibt es, sagte er mir. Den sogenannten Tonquin Trail. Er erklärte mir, dass ich am Ende des Strandes einfach nur in den Wald hinein gehen brauche und schon bin ich auf dem Trail.

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Auf der Karte seht ihr, rot eingezeichnet den Trail, vom Middle Beach ausgehend an der Küste entlang, bis nach Tofino verlaufend. Der Weg ist mit mehreren Ausichtspunkten versehen und ungefähr 3km lang. Also eine eher kurze Distanz. Aber vor dem Frühstück genau das richtige.

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So sah der gesamte Weg aus. Es sah eher aus wie Jungle in Südamerika. Das ist damit begründet, dass der Großteil von Vancouver Island gemäßigter Küstenregenwald ist und es normalerweise sehr viel regnet, nur nicht im Sommer. Was für ein Glück ich doch habe. An einem Aussichtspunkt dann war es soweit. Mein erster richtiger „Boar“ Moment auf meiner Reise. Ich blickte auf einen ca. 80m entfernten Baum, und da saßen sie, zwei Weißkopfseeadler. Ich liebe Vögel. So ein Tier mal in der freien Wildbahn zu sehen, war schon ein erhabener Moment für mich.

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Dann erblickte ich im Schlamm auch ein paar, wie ich hoffte Hundespuren, aber es konnte auch durchaus sein, dass es Wolfsspuren waren. Diese Tiere sind in diesem Gebiet Kanadas auch sehr verbreitet. Da mir so langsam der Magen knurrte und ich ein etwas ungutes Gefühl angesichts der Spuren bekam, lief ich einen Schritt schneller und erreichte dann schließlich, sozusagen den Hintereingang Tofinos. Ich sah mich um und erblickte eine kleine Bäckerei, die Common Loaf Bakery. Diese Lokalität ist sehr gemütlich und es gibt richtige Frühstücksmenüs mit Ei, Bacon usw. Also wieder eher deftig aber es gibt auch eine Menge glutenfreie Sachen, bei denen mein Herz gleich höher schlug. Ich war so begeistert von diesem Laden und dem Essen, dass ich über eine Stunde dort verweilte. Des Weiteren war ich mal wieder von der kanadischen Gastfreundschaft begeistert. Es kam eine Frau an den Nachbartisch und wünschte mir einen guten Morgen und fragte mich auch gleich wie es mir geht. Das ist in Kanada und den USA normal. Am Anfang wusste ich immer gar nicht was ich da sagen soll, denn welche wildfremde Person spricht einen schon in Deutschland an und fragt wie es einem geht. Naja wir kamen ins Gespräch und sie fragte mich auch gleich, ob ich aus Deutschland komme. Das war nicht die erste Person, die mich das gleich zu Anfang des Gesprächs fragte, deshalb fragte ich sie wie sie das so schnell feststellen konnte. Sie hört das am Akzent, sagte sie:)

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etwas abschreckende Grundstückseinfahrt in Tofino

Nach dieser überaus netten Erfahrung machte ich mich dann auf den Weg zum Coop Einkaufscenter und kaufte ein paar Sachen ein. Dazu muss ich noch sagen, dass man in Tofino alles bequem zu Fuß erreichen kann. Das Dorf, ja man kann es schon Dorf nennen ist vielleicht insgesamt 1,5km lang und 500m breit. Wie viele Einwohner es hat ist schwer zu schätzen, da es so viele Touristen hier gibt. Den Rückweg zur Unterkunft bewältigte ich dann wieder mit dem Shuttle Bus, welcher fast vor die Haustür fährt.

Den Rest des Samstags verbrachte ich mit ausruhen und Blog schreiben. Den Sonntagnachmittag nutzte ich dann um dem berühmten Chocolate Tofino einen Besuch abzustatten. Dieser sehr kleine Laden stellt hausgemachte Schokolade her, was mir die Dame hinter dem Treßen auch gleich als ich die Tür aufmachte, stolz erklärte inklusive Hauptzutaten:) Darüber hinaus bietet der Laden noch überaus leckeres, ebenfalls selbstgemachtes Eis her. Dieses enthält keine Kuhmilch und ist das beste Eis was ich seit langem gegessen habe, wenn nicht sogar jemals. Ist keine Übertreibung. Neben dem Schokoladenladen gibt es dann gleich noch das Tofitian, wo es sehr leckeren Cafe zu kaufen gibt. Das Markenzeichen dieses Cafés ist ein Piraten-Totenkopf mit zwei gekreutzten Säbeln und der Leitspruch „The swords with wich we slay“. Auf deutsch“Die Schwerter mit denen wir töten“. Was das jetzt mit Kaffee zu tun hat erschließt sich mir nicht ganz, aber typisch nordamerikanisch halt. Egal ich fands cool und der Kaffee war auch super.

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In diesem Einkaufskomplex, was eigentlich nur ein großer Schotterparkplatz ist, gibt es noch eine Menge anderer Geschäfte wo man Surfzubehör kaufen und Fahrräder ausleihen kann. Und dann ist auf diesem Platz noch ein Fastfood Wagen der ganz besonderen Ar, der Tacofino. Mein Reiseführer sagt, das sei der beste Verkaufsstand für handgemachte Tacos in ganz British Columbia. Und British Columbia ist ungefähr dreimal so groß wie Deutschland;) Aber dazu mehr in einem neuen Beitrag.

Dieser Sonntag diente dann eher der Erholung und des flanierens. Muss ja auch mal sein nach der harten Anreise und der ersten Arbeitswoche:)

 

 

 

 

 

Erster Arbeitstag

Es war gegen 04.30Uhr morgens am Mittwoch dem 05.07., als ich nicht mehr schlafen konnte. Der jet lag ließ grüßen, oder war es vielleicht auch damit begründet, dass ich keine richtige Decke hatte zum zudecken. Naja wie dem auch war, es war der Morgen meines ersten Arbeitstages in Kanada. Die Arbeit began um 08.00Uhr und ich hatte demnach noch ein wenig Zeit. Diese vertrieb ich mir mit Blog schreiben und Serie schauen. Nach der Morgenroutine inklusive Frühstück, ich hatte ja zum Glück auch noch leckeres selbstgemachtes Müsli von der gleichen lieben Person, von der ich auch die Nüsse hatte, ging es dann los zum Office der Campgrounds.

Als ich ankam, wartete auch schon die Person auf mich, die mich in die verschiedenen Tätigkeiten einweisen sollte. Sein Name ist Cale. Ein netter junger Mann mit einer Tingeltangel Bob ähnlichen Frisur, der mir auch als erstes die Geheimnisse des Toiletten reinigens näher brachte.

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Ich konnte mir ja vorstellen, dass so etwas auf mich zukommen würde, aber das ich an meinem ersten Tag gleich ein verstopftes WC haben würde, welches nicht einmal im Männerbereich war, fande ich dann doch ein wenig eklig. Die Einzelheiten erspare ich euch hier lieber und die Bilder mit der Klobürste waren auch nur für bestimmte Personen bestimmt:)

Das Problem wurde schließlich von dem maintenance Trupp wieder in Ordnung gebracht. Das ist der Wartungs- oder Instandhaltungstrupp. Dieser wird immer dann von uns Staff Leuten gerufen, wenn wir nicht mehr weiter kommen, die Kollegen spezielles Werkzeug und eine eigene Werkstatt haben.

Es gibt auf dem Campground insgesamt 3 WC- Anlagen mit jeweils getrennten Bereichen für Frauen und Männer plus einen gemeinsam nutzbaren Duschbereich. Diese Bereiche sollten von der Frühschicht (08-16Uhr) möglichst vor der Mittagspause erledigt sein. Es gibt noch eine zweite Schicht (10-18Uhr). Deren Aufgabe besteht darin, alle Campingstellplätze, die an dem jeweiligen Tag frei werden, zu reinigen. Dazu bekommt man vom Office eine Liste in die Hand, auf der alle Namen mit Stellplatznummer stehen, die an dem Tag aus-checken. Diese Liste muss dann erst einmal abgearbeitet werden. Manche Plätze sind schon verlassen, aber andere Leute müssen auch daran erinnert werden, dass sie bis 11Uhr aus-checken müssen. Es gibt aber wiederrum auch welche, die es sich überlegen und wollen länger bleiben. Diese müssen dann aber ggf. auch umziehen, da ihr Platz schon für den nächsten vergeben ist. In diesem Fall muss man sie dann an das Office verweisen. In jedem Fall spricht man bei dieser Arbeit wesentlich mehr Englisch, als beim Klo putzen:)

Nachdem man dann alles notiert hat und zum Abgleich die Liste wieder dem Offices vorlegt, macht man sich dann an die Arbeit die Plätze für die nächsten Gäste vorzubereiten.

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Bei dieser Arbeit unterstützt dann immer noch der Kollege aus der Frühschicht, da es für einen alleine dann doch sehr viele Plätze sein können. Ach ja, pro Schicht ist immer nur ein Arbeiter eingeteilt. Hier mal ein Plan vom Campground. Dieser war mir gerade in den ersten Tagen eine große Hilfe, denn es kommen auch schon mal Leute auf einen zu und wollen wissen wo sie dieß oder jenes finden können. Deshalb sollte man immer vorbereitet sein;)

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gereinigter Stellplatz
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gereinigter Waschtisch
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Zeltplatzregel Nr.1 in Kanada!
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Campsite direkt am Strand

Ja das waren im Großen und Ganzen die zwei Hauptarbeiten, für die ich hier verantwortlich bin. Nicht gerade sehr anspruchsvoll aber das wusste ich ja vorher. Es gibt auch noch ein paar kleinere Arbeiten wie Rasen trimmen, kehren (für die Norddeutschen Leser fegen;) Hecke bzw. Büsche kürzen, aber die macht man mal zwischendurch.

Das war er mein erster Arbeitstag. In diesem Sinne stay tuned and see ya:)

Erste Nacht in Tofino

Da war ich nun endlich am Ziel meiner Reise angelangt. Der Bella Pacifica Campground in Tofino, British Columbia, Canada.

Nach zwei Tagen Anreiße war es Dienstag der 4. Juli um 15.30Uhr. Mit vollen Gepäck stampfte ich auch gleich in die Rezeption und stellte mich vor „hey I´m Michael. I´m the new worker“. Die Leute im Büro haben mich gleich nett begrüßt und einer von den dreien, Nathan nam mich auch gleich mit und zeigte mir die Gemeinschaftsunterkunft. Nathan ist zwar auch anfang bis Mitte 20, aber sozusagen die Rechte Hand vom Manager, Evan, welchen ich morgen noch kennenlernen sollte. Er ist erster Ansprechpartner in Sachen Unterkunft und organisatorische Dinge. Der Herbergsvater oder wie es in meinem früheren Leben hieß, Spieß:)

Nun ja, meine Begeisterung bekam einen ertsen Dämpfer, als ich der Unterkunft näher kam. Im Außenbereich sah es schon mal sehr wüst aus. Überall lagen Sachen rum. Man stolperte über Bierflaschen, Klamotten und Rucksäcke. Nathan führte mich in mein Zimmer und dachte mir nur so“das kann nicht sein Ernst“. Hier kann doch niemand wohnen. Eine Matratze mit Bettzeug vom Vorgänger drauf, ein schrankähnliches Holzgestell für die Sachen und das war´s. Ach ja zu der Matratze gab es noch ein Gestell, aber das ist nicht zu empfehlen, sagte Nathan. Nun gut nachdem er mir dann doch noch frisches Bettzeug holte, verabschiedete er sich auch schon und sagte, dass es für mich am nächsten morgen um 8Uhr weitergeht.

Ich musste mich auf den Schock ersteinmal sammel. Mistrauisch wie ich von Natur aus bin probierte ich natürlich das Bettgestell aus, aber 1. hatte ich Glück, dass es bei meinen knapp 70kg Körpergewicht nicht zusammenkrachte und 2. hätte eine ganze Nacht auf der Seite liegen, mein Beckenknochen nicht ausgehalten.

Ich entschied mich noch einmal mit dem Shuttle in die Stadt zu fahren und meinen ersten Einkauf zu tätigen. Man bekommt nämlich hier keine Verpflegung gestellt, sodass man alles selber kaufen muss, was bei meiner zweiten Station in Kelowna nicht so sein wird. Zum Glück, dachte ich nur, weil die Lebensmittelpreise in Kanada sind schon ein wenig teurer als in Deutschland, um es mal nett auszudrücken:)

Nach dem ich dann die knapp 80$, was ungefähr 55€ waren, an der Kasse erblickte, war ich nur kurz erschrocken, schließlich kannte ich diesen Schockmoment ja schon vom Urlaub im April. Jedoch hatte ich nur einen kleinen Tragekorb voll Sachen. Hier mal ein kleines Beispiel für die Überdemensionierung der Nordamerikaner.

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2kg Erdnussbutter

Dieses Phänomen ist eigentlich überall zu sehen, besonders bei den Autos. Wer hier keinen Pick up mit mindestens 5 L Hubraum fährt, der ist wahrscheinlich nicht so hoch angesehen.

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keine Seltenheit, Zwillingsbereifung auf Pick Up Trucks

Nun ja zurück zum eigentlichen Thema, Einkaufen. In Kanada ist es auch so, dass die Auspreisung keine Steuern enthalten. Diese werden erst an der Kasse drauf gerechnet, oder man ist gut im Rechnen und rechnet es gleich selber aus. Dazu muss man aber den jeweiligen Steuersatz wissen, der übrigens von Provinz zu Provinz unterschiedlich ist. Wahrscheinlich gibt es hier auch so viele private Farmen und Bauern die sich ihr Obst und Gemüse einfach selber anbauen, um dem Einkaufsstress zu meiden. Wenn ich die ganze Zeit von Provinzen rede, dann sind das die „Bundesländer“. Diese werden in Kanada Provinzen und Territorien genannt. Territorien deshalb, da in ihnen überwiegen Bevölkerung der First Nations leben. Also Ureinwohner oder Indianer. Man sollte sich jedoch hüten den englischen Begriff Indians zu verwenden. Denn das gilt hier als Schimpfwort.

ganz links unten wo Victoria steht, bin ich

Jetzt bin ich ja schon wieder abgeschweift. Naja ihr sollt ja auch noch was vom Land erfahren in meinem Tagebuch:)

Hier noch ein paar Impressionen auf dem Rückweg von der Kaufhalle:) Ja ich bin den Weg zurück gelaufen;)

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typische Einfahrt in ein kanadisches Grundstück

 

Ja gut, also ich kam dann in die Unterkunft zurück und wollte meinen Einkauf in einen der Kühlschränke packen. Da fiel mir auf, dass ich noch gar keinen hatte. Zum Glück sind ja in Kanada die Menschen sehr nett und ich kam mit einem Typ Namens Kyle ins gespräch und fragte ihn ob er vielleicht noch etwas Platz in seinem Kühlschrank hatte. Diesen musste er sich zwar auch noch mit zwei anderen Leuten teilen, aber er bat mir gern ein wenig Platz an. Da war ich mal wieder erleichtert. Kyle kommt aus Ontario und bereist gerade die Westküste Kanadas. Ich muss auch sagen, man kommt hier so schnell mit anderen Leuten in´s Gespräch. Ganz anders als in Deutschland.

Der einkauf war soweit verpackt, zum Abendbrot gab es einen frischen Salat, den man sich im Coop shopping Center selber zusammenstellen konnte. Danach machte ich mich so langsam fertig zum hinlegen. Denn schließlich hing mir die Zeitumstellung noch ein wenig in den Knochen.

Ankunft in Tofino

Nach dem ausgiebigen Frühstück von heute morgen brauchte ich nicht wirklich was zum Mittag. Stattdessen futterte ich aus einer meiner zwei, aus Deutschland mitgebrachten Trockenfleisch Tüten, dazu noch ein paar Nüsse, welche ich ebenfalls aus Deutschland mit eingeschleppt hatte. Die hat mir im übrigen eine ganz liebe Person mitgegeben;)

Frisch gestärkt und nach ritueller Zahnpflege mit meiner Zahnseide, lud ich mein Ungetüm von Rucksack in ein Staufach des Busses und bestieg den selbigen. Nun waren es noch ungefähr 115km und 2,5h Fahrzeit bis zum Ziel meiner Reise. Der Busfahrer warnte auch prompt mit einer Ansage durch das Mikro, vor achterbahnähnlichen Straßenverhältnissen und Engstellen auf der Strecke. Ohh nein dachte ich, dabei war ich dochte letzte Woche schon Achterbahn fahren im Belantis und habe mich nicht auf die große Achterbahn getraut:)

Der Busfahrer hatte auch nicht zu viel versprochen. Normalerweise kann man ja eine längere Busfahrt immer für ein kleines Nickerchen nutzen, aber das war diesmal in der Tat nicht möglich. Nicht alleine wegen den Straßenverhältnissen sondern wegen der wunderschönen Landschaft die Vancouver Island zu bieten hat. Ständig zog ich mein Handy und machte Fotos. Aber wie ich schon in unserem Wohnmobilurlaub im April feststellen konnte, kann man die Landschaft in diesem Land einfach nicht in Bilder erfassen. Man muss es selber erlebt haben. Na gut hier aber trotzdem ein paar kleine Eindrücke.

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Kennedy Lake

Nach ungefähr 2h Fahrzeit kamen wir an eine Kreuzung an der Tofino rechts weg und Ucluelet links weg, stand. Ich wunderte mich dann ein wenig warum wir dann nach links fuhren, obwohl der Bus doch eigentlich nach Tofino fahren sollte. Aber ich erinnerte mich dann wieder ein mein Kanada Magazin, welches ich im Vorfeld meiner Reiße laß, dass die beiden Orte nicht weit von einander entfernt liegen und sie jeweils eine Einbahnstraße, oder wie die Nordamerikaner zu sagen pflegen one-way street oder auch dead-end street, verbindet. Von daher wusste ich, dass wir erst nach Ucluelet fahren würden und danach nach Tofino. Ucluelet ist im übrigen nicht so überlaufen wie Tofino und gilt daher bei Einheimischen als Geheimtipp, wenn man es ruhiger mag.

Wie dem auch sei, hatte ich natürlich recht mit meiner Vermutung und wir fuhren der Straße zurück bis zu der Kreuzung und fuhren, nein nicht nach rechts, sondern geradeaus:)

Meine Aufregung stieg mit jedem Kilometer, den wir Tofino näher kamen. Ich hielt schon immer ausschau nach links und rechts, schließlich wusste ich ja nicht genau wo der Campground sein sollte. Und dann tatsächlich, ein Schild am Straßenrand, auf dem geschrieben stand Bella Pacifica Campground, mit Pfeil nach links, wieß den weg. Aber der Bus fuhr weiter geradeaus. Dann dachte ich mir nur „ohh nein, mit 35kg Gepäck wieder so einen langen Weg zurück laufen“.

Dann nach weiteren 5 Minuten erreichten wir endlich das kleine Touristen Örtchen Tofino. Der Busfahrer machte seine finale Ansprache und sagte nur irgendwas von einem kostenlosen Shuttle Bus der jede Stunde, die einzelnen Haltestellen bis zum ca. 5km entfernten Cox Bay Beach abfährt. Das ist ja schon mal sehr gut, dachte ich mir. Jede Stunde ein Bus und dann hin und zurück, super.

Zum Glück war es dann auch kurz vor um 3 Nachmittags und so musste ich nicht lange in der prallen Sonne auf den nächsten Bus warten. Dieser kam dann auch gleich und ich staunte nicht schlecht, als ich eine Vorrichtung erblickte, auf der Platz für Surfboards war und außen am Bus stand auch, „Surfboards are welcome“.

Ach ja vorher machte ich mich trotzdem noch einmal an der Touristen Information schlau wegen des Shuttle Busses. Wir Deutschen brauchen halt immer Sicherheit:)

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fahrbache Touristeninfo (VW Bulli)

Dann stieg ich also in den letzten Bus meiner Reise ein und fragte mich, mit deutscher Sicherheit wieder, wie das nun abläuft. Ich hatte einen kleinen Lageplan von der Information erhalten, auf dem alle Haltestellen eingezeichnet waren. Darunter auch mein Zielort. Aber ich bin trotzdem vor zum Busfahrer gegangen und habe ihn gefragt, ob er alle Haltestellen anfährt oder, wenn man nichts sagt, einfach weiter fährt. Das war meine größte Angst noch zu guter letzt. Aber freundlich wie die Kanadier nun einmal sind hat er meine Frage sehr höflich beantwortet und ich brauchte mir keine Sorgen machen,“no worries man“.

Na einer Fahrzeit von ca. 5 Minuten habe ich endlich nach 2 Tagen mein Ziel erreicht.

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Zwischenstop Port Alberni

Nachdem ich dann in dem Hotel zum Glück jemanden angetroffen hatte, es war kurz vor 17.00Uhr Ortszeit, war ich doch heilfroh bald meine Sachen abzulegen, zu duschen und dann letztendlich zu schlafen. Ich war schließlich schon ungefähr 40 Stunden ununterbrochen auf den Beinen. Das Hotel hat auch von inne das gehalten, was es von außen versprach. Ich zahlte inklusive Steueren knapp 75$, was zu diesem Zeitpunkt ungefähr 50€ entsprach, für eine Nacht inkl. Frühstück. Dafür hatte ich aber auch kein WC und Dusche, dafür gab es nämlich extra Räume über dem Flur. Wundert euch nicht, wenn ich manchmal inklusive Steuern schreibe. In Kanada werden die Preise in der Regel ohne Steuern ausgeschrieben und diese werden dann an der Kasse drauf gerechnet. Diese Prozente variieren aber auch wieder von Provinz zu Provinz.

Nun gut es war dann 18.30Uhr Ortszeit und ich konnte endlich mal wieder in einem Bett schlafen. Am nächsten Morgen ließ ich mir dann erstmal das Frühstück mit zwei Tassen Kaffee schmecken.

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Danach machte ich mich fertig um zu Fuß zum Services Canada (Bürgerservice) zu gehen. Den Weg habe ich per Google Maps rausgesucht. Die etwas über 3km waren in einer halben Stunde geschafft und ich war sogar überpünktlich. Eine Angestellte öffnete pünktlich um 08.30Uhr die Tür und nahm mich auch gleich als ersten dran. Ich trug ihr mein Anliegen vor und sie sagte mal wieder sehr höfflich, dass ich noch kurz Platz nehmen sollte. Es hat nicht einmal 5 Minuten gedauert, da rief mich auch schon die zweite Dame zu sich. Bei ihr bekam ich dann meine kanadische Sozialversicherungsnummer, ohne groß irgendwelche Anträge stellen zu müssen und große Wartezeit. Irgendwie viel einfacher als man es aus der Heimat gewohnt ist.

Der erste Weg war also geschafft. Ich machte mich gleich wieder auf den Rückweg zum Hotel damit ich auch pünktlich zum Öffnen der Bank, ankommen würde. Diese lag allerdings noch einmal genau in der anderen Richtung vom Hotel aus. (ca. 2,5km)

Unterwegs habe ich mir dann doch noch Zeit genommen, das ein oder andere Foto zu schiesen.

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Ungefähr 09.45Uhr war ich dann bei der Bank und ich wurde auch direkt von der Dame am Schalter zu einer sehr netten Bankangestellten weitergeleitet. Diese hat mir alles sehr gut erklärt und nach ungefähr einer Stunde war dann auch das kanadische Konto eröffnet. Wenn der Computer nicht so Probleme gemacht hätte, dann hätte es nur die Hälfte der Zeit gedauert.

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Nun musste ich mich aber etwas beeilen, denn der Bus sollte kurz nach 12Uhr ankommen. Ich musste ja auch noch aus dem Hotel aus checken. Es ear dann schon kurz vor halb 12, als ich am Hotel ankam. Normalerweise musste man bis um 11Uhr aus dem Hotel draußen sein, aber die Kanadier sind nunmal ein sehr freundliches Volk und es gab keinen Ärger. Vollgepackt machte ich mich dann auf dem Weg zur Bushaltestelle. Unterwegs fand ich noch einen Geldautomat der Scotiabank, bei der ich von meinem deutschen Girokonto kostenfrei Geld abheben kann. Diese Gelegenheit packte ich natürlich gleich beim schopfe.